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'Omps!'

Ein Dinosaurier zu viel

Erschienen am 03.02.2003
13,90 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783312009367
Sprache: Deutsch
Umfang: 160 S., Illustriert
Format (T/L/B): 1.5 x 22 x 14.5 cm
Lesealter: 10-99 J.
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Es klingt vielleicht komisch, aber mit einem Dinosaurier in der Wohnung lässt es sich aushalten. Erst wenn man einen blauen Hasen dazunimmt, wird es kompliziert. Weil Dinosaurier und blaue Hasen sich nicht leiden können. Und weil sie sich, statt einander in Ruhe zu lassen, ständig zoffen. Was das betrifft, könnten sie fast Geschwister sein. Eine Katastrophe jagt die nächste - zur Freude der Leser, die köstlich unterhalten werden.

Autorenportrait

Hanna Johansen, 1939 in Bremen geboren, studierte Germanistik, Altphilologie und Pädagogik und lebt bei Zürich. Von 1967 bis 1969 Aufenthalt in den USA. Sie schreibt für Erwachsene und für Kinder, wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Schweizerischen Jugendbuchpreis 1990, dem Kinderbuchpreis des Landes Nordrhein-Westfalen 1991 sowie dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 1993. Zweimal wurde sie für den Hans Christian Andersen-Preis nominiert. Für ihr Gesamtwerk erhielt sie 2003 den Solothurner Literaturpreis und 2008 den Kunstpreis der Stadt Zürich. Ihre Bücher wurden bisher in über 20 Sprachen übersetzt. Bei Hanser erschienen zuletzt ihre Kinderbücher Ich bin hier bloß die Katze (2007), Wenn ich ein Vöglein wär … (2010) und Es weihnachtet sehr... und ich bin immer noch die Katze (2011). Im Frühjahr 2015 folgte eine Neuausgabe von Der Füsch.

Leseprobe

Alte Ostereier Alle wissen, wie ein kleiner Hase aussieht. Und alle wissen, wie die Farbe Blau aussieht. Und dass diese beiden Dinge nicht gleichzeitig vorkommen, ist auch bekannt. Darum wollte ich zuerst nicht glauben, was ich da sah. Es gibt blaue Vögel und blaue Fische und blaue Schmetterlinge. Und keine blauen Hasen. Woher ich das weiß? Das möchte ich auch gern wissen. Aber was ich unter meinem Schrank entdeckte, war ohne Zweifel ein blauer Hase. Ich konnte es nicht fassen. Daneben erschien die merkwürdige Tatsache, dass er auf meiner Fensterbank aus einem alten Osterei ausgeschlüpft war, schon fast als etwas, was jeden Tag passieren könnte. Dabei ist es genauso unmöglich wie ein blauer Hase. Ich mag Hasen. Darum machte ich mir weiter keine Gedanken darüber, dass er nun da war. Ich hatte auch andere Sorgen. Sorgen ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich war gesund, ich hatte genug zu essen, und das Geld für die Miete konnte ich auch verdienen. Mein Leben war so weit in Ordnung, schlimm war nur der Dinosaurier. Mein Dinosaurier. Das hörte er übrigens gar nicht gern. »Ich bin nicht dein Dinosaurier«, quiekte er jedes Mal. Er hatte nichts gegen mich. Er meinte bloß, dass er niemandem gehören und sein eigener Dinosaurier sein wollte. Ich glaube sogar, er hat mich gern gehabt. Vom ersten Augenblick an. Es war ja sonst auch niemand da zum Gernhaben. Und wenn man sich so winzig und verschrumpelt und mit viel »Omps!« und »Omps!« und »Omps!« aus seinem Ei herausgearbeitet hat wie er, dann braucht man jemanden zum Gernhaben. Ich bin allerdings nicht ganz sicher, ob das für Dinosaurier auch gilt. Es könnte ja sein, dass sie es damit so halten wie die Schlangen oder andere Tiere, die aus ihren Eiern schlüpfen und von Anfang an allein zurechtkommen. Nicht so mein Dinosaurier. Der wollte keinen Augenblick allein sein. Wenn ich in ein anderes Zimmer ging, fing er an zu jammern. Da werde ich ihn doch wohl meinen Dinosaurier nennen dürfen, obwohl es im Grunde eher umgekehrt und ich sein Mensch war. Ausgeschlüpft war er im vorigen Sommer aus einem von drei Ostereiern, die bei mir auf der Fensterbank in der Sonne liegen geblieben waren, und von da an hat er sich jeden Tag mit Katzenfutter verwöhnen lassen und mit dem Wachsen angefangen. Wachsen ist gut, auch bei Dinosauriern. Am Anfang hatte ich natürlich schreckliche Träume von turmhohen Riesenechsen, die einem mit sechs Tonnen Lebendgewicht und einem entsprechenden Hunger auf lebendige Beute das Leben zur Hölle machen. Tyrannosaurus Rex ist ja immer das Erste, was uns in den Sinn kommt. Besonders dann, wenn ein Tier lange und kräftige Hinterbeine hat, aber nur winzige Ärmchen mit Krallen, und nicht etwa drei wie gewisse kleinere Arten, sondern bloß zwei Krallen. Trotzdem, es war nicht schwer herauszufinden, dass aus meinem Dinosaurier kein Tyrannosaurus werden konnte. Er hatte ein viel zu schönes langes Maul und einen noch längeren Hals. Zwar war er noch ein Baby, aber aus den neusten Büchern in der Bibliothek konnte ich herauslesen, dass er ein Compsognathus sein musste, also der kleinste Dinosaurier, den die Paläontologen bis zu jenem Zeitpunkt entdeckt hatten. Ich bin ihm dankbar dafür. Ein kleines Tier passt einfach besser in meine Dreizimmerwohnung. Und ich bin auch dankbar, dass auf meiner Fensterbank kein unbekannter Dinosaurier ausgeschlüpft ist. Das hätte zu endlosen Schwierigkeiten führen können. Leseprobe